Noch bis zum 18.06.2017 ist die Sonderausstellung “Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil” im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe geöffnet. Und die lohnt sich wirklich! Mit viel Liebe zum Detail sind die rund 260 Exponate arrangiert worden und geben einen Einblick in das Leben des mächtigsten Pharaos von Ägypten. Im Rahmen des Blogger-Events “Ramses lebt!” durfte ich an einer exklusiven Führung teilnehmen.
Auf den Spuren Ägyptens durch Karlsruhe
Vor dem Besuch der Ramses Ausstellung begeben wir uns mit Stadtführer Rüdiger Homberg auf ägyptischen Spuren durch Karlsruhe. Ägypten in Karlsruhe? Ja, wirklich! Der bekannte Architekt und Baumeister Friedrich Weinbrenner hat das Stadtbild von Karlsruhe geprägt. Denn sein Hauptwerk ist gleichzeitig auch die offensichtlichste Verbindung der badischen Stadt mit Ägypten: Die Pyramide auf dem Marktplatz, die das Grabmal des Stadtgründers Karl-Wilhelm von Baden-Durlach beherbergt, ist momentan allerdings mit Holz verkleidet, um sie vor den allgegenwärtigen Bauarbeiten zu schützen. Meist sind die Bauwerke in Karlsruhe klassizistisch geprägt, doch es finden sich weitere ägyptische Spuren. Beispielsweise der Obelisk auf dem Rondellplatz, der auch als Verfassungssäule bekannt ist. Oder die vier Sphingen im Botanischen Garten, die auch mal als Klettergerüst für Kinder herhalten müssen. Nach einer guten Stunde Spaziergang durch die Stadt sind wir richtig in Ägypten-Stimmung und bereit für das Highlight des Abends.
Nachts im Museum: Exklusive Führung durch die Ramses Ausstellung
Am Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss erwarten uns bereits Kurator Lars Petersen und Heinrich Pacher als Giovanni Battista Belzoni. Wenn einer aus dem Pharaonen-Nähkästchen plaudern kann, dann der legendäre Abenteurer und Pionier der Ägyptologie. Schließlich fand er den Eingang der Chephren-Pyramide, entdeckte Gräber im Tal der Könige und legte die Tempel von Abu Simbel und Karnak frei.
Das Badische Landesmuseum hat seine Pforten für die Öffentlichkeit bereits geschlossen, so dass unsere kleine Gruppe die Ausstellung am frühen Abend ganz für sich hat.
Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil
Er war der mächtigste aller Pharaonen: Ramses der Große herrschte im 13. Jahrhundert vor Christus, dem goldenen Zeitalter Ägyptens. Und das länger als alle Pharaonen vor oder nach ihm. Ganze 66 Jahre hielt er das Zepter in der Hand und wurde schon zu Lebzeiten als Gott verehrt. Die Sonderausstellung ermöglicht es, Ramses von verschiedenen Seiten kennenzulernen: Als Familienmensch, der mehr als 100 Kinder gezeugt haben soll. Aber auch als Feldherr, der große Schlachten schlug und schließlich den Frieden mit den Hethitern aushandelte. Und genauso als Bauherr, der monumentale Tempel, Statuen und Städte schuf.
Mehr als 260 hochkarätige Leihgaben aus 30 Museen und Kunstsammlungen hat das Badische Landesmuseum nach Karlsruhe gebracht. Damit ist diese Sonderausstellung über 40 Jahre nach der letzten europäischen Ramses-Ausstellung in Paris ein echtes Highlight für Ägypten-Fans.
Zwei überlebensgroße Statuen des Pharaos aus Turin und Straßburg zählen genauso zu den Höhepunkten wie der riesige Gipsabguss aus dem Ägyptischen Museum in Berlin und eine Faust aus dem British Museum in London. Was für ein Aufwand muss es gewesen sein, diese kolossalen Objekte ins Karlsruher Schloss zu schaffen – eine logistische Meisterleistung!
Das Ramesseum in Theben-West
Tempelanlagen, Statuen und Stadtanlagen: Ramses war einer der größten Bauherren der Welt, überall in Ägypten sind seine Spuren zu finden. Das Ramesseum in Theben-West ist mit mehreren tausend Quadratmetern sein größter Tempel. Allerdings sind die Felsentempel von Abu Simbel um einiges berühmter. In der Ramses Ausstellung in Karlsruhe ist ein Modell des Ramesseums zu sehen, das eindrucksvoll zeigt, wie groß und monumental die Anlage war.
Die Schlacht von Kadesch und die Fake-News der Antike
In Anatolien entwickelten sich die Hethiter zu einem mächtigen Großreich. Immer wieder kam es im Wettstreit um die Vormachtstellung im Vorderen Orient zu Konflikten mit den Ägyptern. Schließlich gipfelten die Streitigkeiten in der Schlacht von Kadesch im heutigen Syrien, die zu Ramses größter Niederlage werden sollte. Durch einen Überraschungsangriff konnten die Hethiter die Oberhand gewinnen. Die Ägypter mussten sich auf ihren Rückzug begeben. Allerdings gab es keinen eindeutigen Sieger. Doch Ramses II. beanspruchte den Sieg für sich und ließ seinen Triumph in meterhohen Reliefs an den Tempelwänden in Ägypten verkünden. Antike Fake-News könnte man sagen…
In einer großformatigen Medieninszenierung mit Projektionen und Toneffekten wird die Schlacht von Kadesch wieder lebendig.
Was vom Frieden übrig blieb: Ramses vs. Hethiter
Erst Jahre später schloss Ramses Frieden mit den Hethitern. Die Basis dafür war der erste Friedensvertrag der Weltgeschichte – Ramses größter Erfolg. Er ist der Vorläufer für moderne Verträge. Eine Kopie davon hängt bei den United Nations in New York und zeigt, wie bedeutend Ramses Friedensvertrag auch heute noch ist.
Ramses-Lab: Ägyptologie & Wissenschaft
Hinter die Kulissen der Wissenschaft kann man im Ramses-Lab blicken: Zentrales Objekt ist die Nachbildung der umwickelten Mumie des Pharaos mit Blumenschmuck. Hier erfährt man mehr über die Mumifizierung von Menschen und Tieren im alten Ägypten sowie über die großangelegte Restaurierungsaktion in den 70er Jahren in Paris, welche die Ramses-Mumie vor dem Zerfall bewahrt hat.
Fun Facts rund um die Ramses Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe
- Mit 15 Jahren bekommt Ramses von seinem Vater einen Harem geschenkt.
- Er soll an die 100 Kinder gezeugt haben. Ramses hatte sieben Hauptfrauen und diverse Nebenfrauen. Besonders kurios: Ramses II. war mit dreien seiner eigenen Töchter verheiratet.
- Kein Pharao des alten Ägypten hat länger regiert als Ramses II. 66 Jahre war er an der Macht. Doch Elizabeth II. ist ihm auf den Fersen, was die Regierungszeit anbelangt.
- Arthritis Arteriosklerose, Karies, Unterkiefer-Abszess – Ramses litt auf seine alten Tage an so einigen Zipperlein. Er starb an einer Blutvergiftung durch den Abszess.
- Ramses hatte einen Buckel, der von einer Versteifung der Wirbelsäule herrührte. Um seine Leiche bei der Mumifizierung gerade in den Sarkophag zu bekommen, mussten ihm die Einbalsamierer den Rücken und mehrere Halswirbel brechen.
- Ursprünglich im Tal der Könige begraben, wurde Ramses Mumie schon im Altertum drei Mal umgebettet, um sie vor Grabräubern zu schützen.
- 1881 wurde die Mumie von Ramses in Deir el-Bahari entdeckt und unter dem Codenamen “Trockenfisch” nach Kairo transportiert.
- Nach dem Auswickeln im Ägyptischen Museum in Kairo soll die Mumie den Arm gehoben haben – und hat damit wohl die Museumswärter zu Tode erschreckt.
- Über 90 Pilzarten hatten in den 70er Jahren die Mumie von Ramses befallen, ohne Restaurierung wäre sie zerfallen. Daher wurde die Mumie 1976 zur Untersuchung und Konservierung nach Paris geschickt. Um nach Frankreich zu reisen, bekam die Mumie einen eigenen Reisepass und wurde mit großem Tam-Tam als Staatsgast mit rotem Teppich und Salutschüssen begrüßt.
- Zur Mumifizierung wurde das Gehirn aus der Nase herausgezogen. Auf einem Röntgenbild von Ramses Kopf ist zu sehen, dass in seiner Nase Pfefferkörner aus Indien stecken. Sie sollten nicht nur dafür sorgen, dass die Nase in Form bleibt, sondern auch verhindern, dass böse Geister in den Körper hinein kommen. Außerdem zeigen die Pfefferkörner, dass schon zu Zeiten der Pharaonen weltweiter Handel betrieben wurde – die Anfänge der Globalisierung!
- Als Ergänzung zum Ramses-Lab in der Ausstellung wurde das Online-Spiel “Auf leisen Pfoten durch die Unterwelt” entwickelt. Aus der Perspektive einer neugierigen Katze begleitet der Spieler den Prozess der Mumifizierung von Pharao Ramses.
Gelungener Abschluss: Sonnenuntergang auf dem Schlossturm und Pharaonen-Bier
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang steigen wir die Stufen zum Schlossturm hinauf, um die Aussicht zu genießen. Unter uns breitet sich der Karlsruher Fächer aus. Der krönende Abschluss des gelungenen Blogger-Events ist das orientalische Buffet und ein erfrischendes Pharaonen-Bier – ideal, um bei guten Gesprächen den Abend ausklingen zu lassen.
Praktische Infos zur Ramses Ausstellung in Karlsruhe
- Dauer der Ausstellung: 17.12.2016 – 18.06.2017
- Ort: Badisches Landesmuseum, Schloss Karlsruhe, 76131 Karlsruhe
- Ausstellungsfläche: 1.000 m²
- Anzahl der ausgestellten Objekte: ca. 260 Exponate
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, sowie Feiertage 10:00-18:00 Uhr
- Eintrittspreise: 12 EUR (ermäßigt 9 EUR), Schüler 3 EUR, Familien 25 EUR
- Weitere Infos: www.landesmuseum.de
Mein Check: Pro & Contra
Dass die Ramses Ausstellung mit viel Liebe zum Detail geplant und umgesetzt wurde, ist an jeder Ecke zu spüren. Und auch die Führung war sehr interessant und mit augenzwinkernden Anekdoten versehen. Besonders gut gefallen haben mir die modernen, innovativen Installationen.
Schade, dass wie so oft in Museen, das Fotografieren nicht erlaubt ist. Hier würde ich mir für die Besucher wünschen, dass zumindest für einige Objekte die Möglichkeit bestehen würde, Fotos zu machen.
Weitere Berichte vom Blogger-Event #ramseslebt und zur Ramses Ausstellung findest Du hier:
- Miris Jahrbuch: Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil: Eine Ausstellung im Badischen Landesmuseum (plus ein bisschen Ägypten in Karlsruhe).
- Gooseberry Pictures: Ramses lebt im Badisches Landesmuseum in Karlsruhe
- Museumswissenschaft: Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil @ BLM, Karlsruhe
Ich war mit dem Blogger-Event #ramseslebt in der Ausstellung – damit verbunden war auch eine Fotografie-Erlaubnis.
Vielen Dank an Karlsruhe Tourismus und das Badische Landesmuseum für die Einladung und die Organisation dieses schönen Blogger-Events!
Übrigens: Diesen Sommer gehen auch die Schlosslichtspiele in Karlsruhe in die nächste Runde. Das solltest Du Dir auf jeden Fall schon mal vormerken.
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Liebe Marion,
die Idee mit Karlsruhe ist klasse. Man muss nicht zwingend ins Ausland reisen, um einen schönen Urlaub zu erleben.
Besten Dank für den tollen Tipp, die Ausstellung war sehenswert.
Viele Grüße
Frauke
Liebe Frauke,
wie schön, freut mich, dass Dir die Ramses Ausstellung gefallen hat. Ich bin schon gespannt auf das nächste Highlight: Bald kommen die Etrusker nach Karlsruhe 😉
Liebe Grüße,
Marion