Der Hochsommer hat Deutschland seit Wochen mit Temperaturen jenseits der 30 Grad im Griff. Wer ein Ausflugsziel mit Abkühlungsgarantie sucht, sollte einen Abstecher zu den Birresborner Eishöhlen bei Gerolstein in der Eifel machen. Denn die Durchschnittstemperatur im Innern der Höhlen beträgt gerade mal vier Grad – also fast wie im heimischen Kühlschrank!
In der Eifel ist der Vulkanismus allgegenwärtig: Vulkankrater und Eifelmaare sind Zeugnisse der „heißen Zeiten“, auch heute ist vielerorts in der Vulkaneifel noch vulkanische Aktivität zu verzeichnen. In der Gegend, in der sich heute Birresborn befindet, brach vor rund 600.000 Jahren der Fischbach- bzw. Kalemvulkan aus. Glühende Lava wälzte sich ins Tal der Kyll und hinterließ Basaltschlacke, die Vulkanasche verfestigte sich zu Tuffstein.
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Multitasking-Wunder Birresborner Eishöhlen
Römischer Steinbruch, kühlender Vorratskeller, Zufluchtsstätte während des Kriegs, Winterquartier für Fledermäuse und schließlich Ausflugsziel bei jedem Wetter – die Birresborner Eishöhlen haben eine bewegte Geschichte und wurden schon für die verschiedensten Zwecke genutzt.
Mühlsteine aus Birresborn
Mit den Römern begann vor etwa 2000 Jahren die Nutzung der vulkanischen Hinterlassenschaften: Sie begannen ein verzweigtes Höhlennetz in den Berg zu graben, um Mühlsteine abzubauen. Mit den Mühlsteinen wurden Eichenrinden zermahlen, die dann zum Gerben von Leder verwendet wurde.
Eishöhlen als natürlicher Kühlschrank
Der Mühlsteinabbau ließ Hohlräume zurück, in denen sich durch ein geologisches Phänomen in kalten Wintern wunderschöne Eissäulen am Boden der Höhlen bilden. Sie entstehen, wenn Wassertropfen von der Decke auf den Boden tropfen und dort gefrieren. Nach und nach wächst die Eisschicht zu beeindruckenden Säulen heran.
Um die Höhlen als natürliche Kühlschränke zu nutzen, füllte man sie im Winter außerdem mit Eis und Schnee, so dass sich die Kälte bis weit in den Sommer hinein halten konnte. Selbst in heißen Sommern steigt die Temperatur kaum über 7 Grad. Womit sich die Höhlen hervorragend als Kühlkammer eignen – zum Beispiel um Fleisch, Bier und andere verderbliche Lebensmittel zu lagern.
Zufluchtsstätte während des Krieges
Während des Zweiten Weltkriegs und zu anderen Notzeiten wurden die Höhlen zum Zufluchtsort für die Dorfbewohner von Birresborn. Versteckt im Wald und durch die kaum sichtbaren Eingänge verborgen, fanden sie hier Schutz.
Winterquartier für Fledermäuse
Tausende Fledermäuse nutzen die Höhlen als Winterquartier. Deshalb stehen die Birresborner Eishöhlen unter Naturschutz und sind nur von April bis Oktober geöffnet. Zum Schutz der nachtaktiven Tiere werden dann die Eingänge zu den Haupthöhlen mit Gittern verschlossen. Lediglich eine der Höhlen, die sich die Fledermäuse nicht als Schlafhöhle auserkoren haben, bleibt dann noch offen.
Soviel zur Geschichte des Höhlennetzes in der Eifel. Doch wie ist ein Auflug zu den Birresborner Eishöhlen live und in Farbe? Ich nehme Dich mit auf eine kleine Entdeckungstour…
Auf Erkundungstour in den Birresborner Eishöhlen
Auf einem Parkplatz in Birresborn treffen wir die symphatische Gästeführerin Brunhilde Rings und fahren gemeinsam bis zum Parkplatz oberhalb der Eishöhlen. Sie drückt mir einen weißen Helm und eine Taschenlampe in die Hand und schon stapfen wir durch das nasse Laub hinunter zu den Höhlen. Dichter Buchenwald taucht den Vorplatz in ein grünes Licht und verleiht dem Ort etwas Verwunschenes, Efeu wächst über den Höhleneingang.
Schon beim Betreten macht sich der Temperaturunterschied bemerkbar. Zum Teil ist der Eingangsbereich sehr niedrig – ein kurzes Stück lege ich auf allen Vieren zurück. Autsch! Ein Stein bohrt sich unangenehm in mein Knie, ich weiche aus und mit einem dumpfen „Plopp!“ stoße ich mit dem Helm gegen die Felsdecke. Der Helm soll sich während der Höhlentour noch bewähren, denn ich mache mehrmals Bekanntschaft mit der Höhlendecke. Zwar relativ sanft, doch ohne den Kopfschutz wäre das deutlich schmerzhafter gewesen.
Nach dem Eingangsbereich wird die Höhle weitläufig, der Raum öffnet sich ins Dunkle. Mit unseren Taschenlampen versuchen wir die Wände anzuleuchten und die Größe zu erfassen, was aber nur teilweise gelingt – zu schwach ist der Lichtstrahl, zu gewaltig der dunkle Hohlraum.
Ich halte Ausschau, ob ich irgendwo die ein oder andere Fledermaus erkennen kann, doch vergeblich. Was allerdings deutlich zu sehen ist, sind die Umrisse halbfertiger Mühlsteine, die überall in den Höhlen verstreut sind. Ich stelle mir vor, wie in vergangenen Jahrtausenden Arbeiter mühsam die Steine aus dem Fels schlugen. Oder wie sich die Birresborner hier vor den Greueln des Krieges versteckten.
Über felsige Pfade dringen wir weiter ins Innere der verzweigten Höhlen vor. Ob ich wieder herausfinden würde, wenn jetzt meine Taschenlampe ausginge und ich allein im Dunkeln stünde? Ich weiß es nicht, will aber lieber nicht zu sehr darüber nachdenken. Der Rückweg unter fachkundiger Führung von Brunhilde Rings ist dann doch erstaunlich schnell zurückgelegt. Ein bisschen erleichtert bin ich aber schon, als ich wieder Tageslicht erblicke…
Erlebnisrundwanderweg Birresborner Eishöhlen
Wer die Besichtung der Höhlen mit einer Wanderung verbinden möchte, der ist auf dem Erlebnisrundwanderweg Birresborner Eishöhlen richtig. Der Wanderweg ist das ganze Jahr über begehbar, auch im Winter, wenn der Zugang zu den Höhlen gesperrt ist. Ausgangspunkt für die Wanderung sind die Parkplätze in der Ortsmitte oder der Bahnhof Birresborn. Der Geo-Rundweg ist ca. 4,5 km lang, die Wanderung dauert ca. 2,5 Stunden. Der Schwierigkeitsgrad ist leicht-mittel.
Praktische Infos zu den Birresborner Eishöhlen in der Eifel
Anreise & Parken
Birresborn liegt in der Vulkaneifel, zwischen Gerolstein und Kyllburg, zu erreichen über die L 24 oder L 30. Wer zu den Eishöhlen möchte, folgt der Straße Im Steinreich vom Ort aus bis an den Waldrand, wo sich ein ausgeschilderter Parkplatz befindet. Von den öffentlichen Parkplätzen in der Ortsmitte von Birresborn beträgt die Gehzeit bis zu den Birresborner Eishöhlen ca. 25 Minuten. Wenn man mit der Bahn anreist, läuft man vom Bahnhof Birresborn ungefähr 35 Minuten.
Öffnungszeiten & Führungen: Wann sind die Birresborner Eishöhlen zugänglich?
Sowohl im Hochsommer als auch an Regentagen sind die Höhlen ein lohnenswertes Ausflugsziel. Die Birresborner Eishöhlen sind von April bis Oktober zugänglich. Im Winter dienen sie Tausenden von Fledermäusen als Quartier und sind in dieser Zeit für Menschen gesperrt. Nur eine kleine Höhle, in der sich die Fledermäuse nicht niederlassen, bleibt dann noch offen.
Mein Tipp: Nimm an einer Führung durch die Eishöhlen teil. Von April bis Oktober werden am zweiten Freitag im Monat öffentliche Touren angeboten. Treffpunkt ist der Parkplatz bei den Eishöhlen, Beginn der Führung ist um 18:00 Uhr. Die Führung kostet für Erwachsene 7 EUR, für Kinder 3 EUR.
Die Eifeler Gästeführerin Brunhilde Rings kennt die Höhlen wie ihre Westentasche und hat sowohl wissenswerte Informationen als auch spannende Geschichten und Anekdoten parat.
Ausrüstung für einen Besuch der Birresborner Eishöhlen
Zum Besuch der Birresborner Eishöhlen sind Taschenlampen sowie festes Schuhwerk erforderlich, am besten solltest Du auch einen Helm mitbringen. Bei den Führungen können Helm und Taschenlampe gestellt werden. Praktisch wäre auch eine Stirnlampe.
In den Höhlen ist es frisch, daher solltest Du Dir eventuell noch etwas Wärmeres zum Überziehen mitnehmen. Da man im Eingangsbereich ein kleines Stück gebückt oder sogar auf allen Vieren zurücklegen muss, solltest Du Kleidung tragen, die ruhig schmutzig werden darf.
Lesetipp: Ein Wochenende im Gerolsteiner Land
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Mein Check: Pro & Contra
Ein toller Ausflug für abenteuerlustige Entdecker – sowohl bei Hitze als auch bei Regen! Eine Taschenlampe und am besten auch einen Helm sollten mit dabei sein, damit man im Dunkel der Höhlen nicht verloren geht oder schmerzhafte Bekanntschaft mit der Felswand macht.
Ein bisschen unheimlich ist es schon in den Birresborner Eishöhlen – und was für den einen Abenteuer und Nervenkitzel ist, sorgt bei anderen vielleicht für eine Gänsehaut, die nicht nur von der Kälte herrührt.
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Danke für den tollen Bericht zu den Birresborner Eishöhlen. Aber ein kleiner Hinweis, nur weilman keine Fledermäuse sieht, heisst es nicht, das keine da sind. Auch im Sommer sind einzelne männliche Fledermäuse in den Höhlen. Sie vertekcen sich aber so gut, das man sie nicht sieht. Und ab Anfang August kommen jeden Tag bis zu mehrere hundert Fledermäuse auf Stippvisite. Fachlich gehören die Höhlen ganzjährig geschlossen, die sommerliche Öffnung ist ein Kompromiss für die Touristen. Als Besucher sollte man auf keinen Fall in den Höhlen offenes Feuer machen oder rauchen. Und sich einfach ruhig verhalten, dann entdekct man evtl. auch die Höhlenspinnen oder andere, scheue Höhlenbewohner. Müll in den Höhlen und davor braucht kein Mensch und kein Tier, aber leider sind sie sehr vermüllt. Das Vorfeld der Höhlen ist auch kein Platz für große Parties. Sich ruhig vor die Höhlen zu setzen und dann die umherfliegenden Fledermäuse beobachten ist viel spannender.