So sehr ich das Reisen auch liebe – das Schöne an der Ferne ist aber auch jedes Mal wieder das Heimkommen. Wenn man vom Flughafen nach Hause fährt und die Landschaft und die Straßen immer vertrauter werden. Ich muss zugeben: Ich habe noch nie woanders gelebt als in Bischweier, einem kleinen Dorf im Badischen. Das ist meine Heimat. Und es gefällt mir hier. Warum das so ist, zeige ich Dir jetzt…
Bischweier wird auch das Kirschendorf genannt. Direkt hinterm Haus beginnen die Obstwiesen, jetzt im Frühjahr ein reines Blütenmeer.
Gerade mal 3 km entfernt liegt Schloss Favorite. Hier im Schlosspark war ich schon während meiner Kindheit häufig. Als kleine Radtour, zum Eisessen und Spielen. Vor den Schwänen im See hatte ich damals ganz schön Respekt! Und als kleiner Stöpsel hab ich dort mal Karel Gott getroffen – als Sänger des Biene Maja Titelsongs ein Held meiner Kindheit. Sein Autogramm ist allerdings irgendwann mal verloren gegangen. Schloss Favorite ist auch als „Porzellanschloss“ bekannt. Sibylla Augusta, Witwe des Markgrafen Ludwig Wilhelm („Türkenlouis“), sammelte hier wertvolle Keramik was das Zeug hielt. Rund 1.500 Stücke sind erhalten geblieben. Außergewöhnliche Führungen geben einen Einblick in die Barockzeit. In den letzten Jahren haben sich die Nutrias im Schlosspark stark vermehrt. Die Nager sind zwar echt süß, aber mittlerweile dermaßen zur Landplage geworden, dass sie jetzt bejagt werden sollen.
Im Sommer ist der Muggensturmer Baggersee immer einen Abstecher wert. Im Naturfreibad Kaltenbachsee lässt sich fast immer ein ruhiges Plätzchen finden. Der Badebereich ist vom Rest des Sees abgesperrt. An den Bojen entlang kann man den See bestens durchschwimmen. Gerade für einige Runden nach Feierabend komme ich immer gerne her.
Auch die etwas weitere Umgebung bietet viel – von städtischem Flair mit breitem Kulturangebot bis zu wunderschönen Landschaften, die zum Wandern oder Radfahren einladen.
Hier meine „4x Heimatliebe“-Tipps:
Tipp Nr. 1: Karlsruhe
Nur 25 km ist es von meinem Zuhause bis nach Karlsruhe. Hier habe ich studiert und seit über 20 Jahren arbeite ich hier. Karlsruhe ist also quasi meine zweite Heimat. Und auch wenn momentan unzählige Baustellen der Kombilösung (Untertunnelung der Kaiserstraße für die Stadtbahn) das Stadtbild prägen, hat Karlsruhe so einiges zu bieten.
Mit knapp 300.000 Einwohnern ist Karlsruhe die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs. Auffällig: Der Stadtgrundriss gleicht einem Fächer. Ausgehend vom Schloss verlaufen 32 Straßen strahlenförmig vom Mittelpunkt weg. Eine davon führt zum Marktplatz mit der Pyramide, sie ist das Grabmal des Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden-Durlach und das Wahrzeichen der Stadt. Die Fächerstadt ist auch bekannt als Stadt des Rechts, hier sitzen der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht. Shopping-Möglichkeiten in Hülle und Fülle gibt es entlang der Kaiserstraße (derzeit beeinträchtigt durch die vielen Baustellen), im Shopping Center Ettlinger Tor oder in der Postgalerie.
Das Schloss ist der Mittelpunkt der Fächerstadt. Es beheimatet auch das Badische Landesmuseum („Happy Hour“: Freitags nachmittags freier Eintritt). Im Schlossgarten trifft man sich zum Chillen, Musik machen oder Sporteln. Eine grüne Oase ist der Botanische Garten mit seinen historischen Gewächshäusern und exotischen Pflanzen.
Mit dem Fahrgastschiff MS Karlsruhe geht es vom Rheinhafen aus hinaus auf den Rhein. Angeboten werden verschiedene Touren, u.a. nach Straßburg oder Speyer. Bei schönem Wetter lässt es sich so wunderbar dahin schippern und entspannen.
Seit 1985 gehört das letzte Wochenende im Juli DAS FEST. 2014 kamen über 250.000 Besucher in die Günther-Klotz-Anlage. Damit zählt DAS FEST zu den größten Open-Air-Veranstaltungen Deutschlands. Das Spektrum an Bands und Musikrichtungen ist breit gefächert. Mit dabei waren beispielsweise schon Editors, Maximo Park, Seeed, Deichkind, Faithless, New Model Army, Simple Minds, Beatsteaks, H-Blockx u.v.m.
Für Familien gibt es einen Kinder- und Kulturbereich sowie einen Sportbereich. Das Event finanziert sich größtenteils über die Einnahmen aus dem Verzehr. Für den Zutritt zum Hügelbereich ist ein Ticket erforderlich, Kostenpunkt schlappe 5 EUR pro Tag. Die Tickets gehen meist schon lange vorher im Vorverkauf weg. Bereits in der Vorwoche stehen beim „Vorfest“ meist regionale Bands auf der Café-Bühne – Eintritt kostenlos.
Und auch die Bands scheinen vom Anblick des Publikums auf dem „Mount Klotz“ begeistert zu sein. So wie Gentleman, der sich gleich von der Bühne ins Publikum stürzte und den Hügel hinauf rannte!
Tipp Nr. 2: Baden-Baden und die Schwarzwaldhochstraße
Baden-Baden gilt als eines der bekanntesten Kurbäder Europas. Schon römische Kaiser und russische Zaren kamen wegen der Quellen und Bäder hierher. Ende des 19. Jahrhunderts war Baden-Baden ein mondäner Kurort, die ‚Sommerhauptstadt Europas‘.
Mittelpunkt ist das Kurhaus. Hierher kommt man zum Brunchen, zu Konzerten und Veranstaltungen oder des Casinos wegen. Im Kurpark gelegen ist das Museum Frieder Burda mit wechselnden Ausstellungen.
Besonders im Frühling zur Krokusblüte lohnt sich ein Besuch in der Bäderstadt. Rund um die Lichtentaler Allee verzaubern Millionen Krokusblüten in lila, weiß und auch ein bißchen gelb die Flaniermeile vom Kurhaus bis zum Kloster Lichtental. Lese hier mehr über die Krokusblüte in Baden-Baden…
Seit 1998 findet im September das vom Radiosender SWR3 veranstaltete New Pop Festival statt, bei dem Newcomer aus aller Welt auftreten. Und oftmals kurz darauf richtig durchstarten. Mit dabei waren beispielsweise schon Ed Sheeran, Biffy Clyro, Amy Winehouse, Mando Diao, The Script, Imagine Dragons, Amy Macdonald oder Alanis Morisette. Die besonderen Locations, wie das Theater, das Festspielhaus oder das Kurhaus, machen dabei das Flair des Festivals aus. Durch die Stadt führt ein kilometerlanger roter Teppich – so kann sich jeder mal als Star fühlen…Der Run auf die Tickets ist groß, seit einigen Jahren soll ein Losverfahren für Gerechtigkeit sorgen.
Das Theater – im Rahmen des SWR3 New Pop Festivals finden hier auch Konzerte statt inmitten von Kronleuchtern und gold-roten Verzierungen im Rokoko-Stil.
Die Schwarzwaldhochstraße führt über 60 km von Baden-Baden nach Freudenstadt. Entlang der gesamten Strecke bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke in tiefe Schwarzwaldtäler, ins Rheintal und ins Elsaß bis zu den Vogesen.
Direkt an der Schwarzwaldhochstraße liegt der Mummelsee auf 1032 m.ü.M zwischen Ruhestein und Unterstmatt, direkt am Fuße der 1164 m hohen Hornisgrinde. Die Hornisgrinde ist der höchste Berg des Nordschwarzwaldes. In rund einer Stunde kann man vom Mummelsee bis zur Hornisgrinde wandern, oben erwartet einen der Hornisgrinde-Turm mit einer tollen Aussicht.
Der Mummelsee kann mit jeder Menge Superlativen aufwarten: Er ist der größte, tiefste und höchst gelegene Karsee im Schwarzwald. Sagen und Legenden ranken sich um den Mummelsee: Er soll die Heimat von Nixen, Zwergen und dem Mummelseekönig sein. Heute ist der Mummelsee vor allem ein beliebtes Ausflugsziel für einen Spaziergang um den See, eine Runde mit dem Tretboot oder einen Kaffee auf der Terrasse des nach einem Brand im Jahr 2008 wieder aufgebauten Berghotels Mummelsee.
Tipp Nr. 3: Das Murgtal
Zwei Quellflüsse, die Rote Murg und die Rechte (Weiße) Murg, vereinen sich bei Baiersbronn zur Murg. Die Murgmündung in den Rhein liegt bei Steinmauern, ca. 72 km legt die Murg bis dahin zurück. Im oberen Teil ist sie wild, das Wasser hat sich seinen Weg gebahnt. Sie bietet auch einige wunderschöne Badeplätze. Auf einer Flussbettwanderung lässt sich zwischen Raumünzach und Forbach bei Niedrigwasser die Murg von Stein zu Stein hüpfend erkunden.
Zu den beliebtesten Radwanderstrecken in der Region zählt die „Tour de Murg“. Mit der Stadtbahn fährt man bis Baiersbronn oder Freudenstadt. Die „Tour de Murg“ verläuft 67 km talabwärts entlang des Flusses und ist auch für Freizeitradler und Familien geeignet. Ein bisschen Sitzfleisch braucht man allerdings schon…
Ein besonderes Erlebnis ist eine Wanderung auf dem Ziegenpfad zwischen Forbach und Bermersbach. Dort walten die Ziegen als vierbeinige Landschaftspfleger ihres Amtes und vertilgen Buschwerk, das die Weiden sonst zuwuchern würde. Der Pfad führt großteils direkt durch die Ziegenweiden (Achtung: Weidetore unbedingt wieder schließen!). Die Ziegen sind äußerst neugierig und schauen sich auch gerne mal von Nahem an, wer sich da so auf ihrer Weide herumtreibt. Da kann es auch schon mal passieren, dass man mal angeknabbert wird!
Südöstlich von Gernsbach im Murgtal liegt das Hochmoor Kaltenbronn. Es ist eine der Hauptattraktionen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Die Hochmoorlandschaft mit dem großen und kleinen Hohlohsee, dem Wildsee und dem Hornsee ist einmalig. Das Naturschutzgebiet ist eines der schönsten Wandergebiete im Schwarzwald. Verschiedene Touren sind ausgewiesen. Ein Bohlenweg führt durch das Moorgebiet, die Landschaft und Pflanzenwelt wirkt fast schon skandinavisch. Heidekraut und Heidelbeersträucher bedecken das Moor, im Herbst leuchten einem an etlichen Stellen Fliegenpilze aus dem Unterholz entgegen. Beliebte Einkehrmöglichkeit ist die Grünhütte. Besonders zu empfehlen: Die riesigen Heidelbeerpfannkuchen mit einem Gläschen Heidelbeerwein!
Tipp Nr. 4: Das Rebland
„Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt!“ – so ein bekannter Werbeslogan. Und wirklich zählt die Region in der Oberrheinischen Tiefebene zu den wärmsten und sonnenreichsten Gebieten Deutschlands. Das milde Klima ist fast schon wie am Mittelmeer. Die drei Weinorte Neuweier, Steinbach und Varnhalt bilden gemeinsam das Baden-Badener Rebland. Direkt daran grenzt die Weinbauregion Ortenau mit dem Bühler Rebland an.
Besonders im Herbst laden die Rebberge zu wunderschönen Wanderungen ein. Meine liebste Strecke ist eine Kombination aus dem Rieslingweg und dem Rotweinpfad rund um Eisental. Startpunkt ist die Affentaler Winzergenossenschaft. Die Strecke ist mit roten bzw. weißen Trauben gut ausgeschildert. Und in Eisental lässt es sich auch gut einkehren – in der Saison zum Beispiel mit Zwiebelkuchen und neuem Wein.
Warst Du schon mal in meiner Heimat Baden unterwegs? Was hat Dir besonders gut gefallen?
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade „4x Heimatliebe“ von Teilzeitreisender.de – Danke für die super Idee!
Trip 2 habe ich gerade erst gemacht…Du lebst auf einem sehr schönen Fleckchen Erde! Toll dass Du auch über die „kleinen“ Reisen im Leben berichtest 🙂 Lieben Gruß aus Berlin
Deutschland hat echt schöne Ecken und ich kenne noch lange nicht alle. Gerade in dieser Ecke Deutschlands war ich bislang verhältnismäßig wenig. Bringt mich aber auf eine Idee. Anstatt ein Städtetrip im Herbst nach Prag, Wien oder Kopenhagen zu unternehmen, könnte ich aber auch ein paar Städte im Südwesten der Republik besuchen. 🙂
LG Myriam
Hallo Myriam,
schön, wenn ich Dich ein bißchen inspirieren konnte. Und für einen Trip im Herbst eignet sich mein „Eckchen“ hier unten hervorragend, gerade wenn es dann auch überall neuen Wein gibt. Und übrigens: Auch das Elsaß und die Pfalz sind gleich in der Nachbarschaft, lässt sich also prima miteinander verbinden 🙂 Sag Bescheid, wenn Du noch ein paar Tipps brauchst.
Liebe Grüße,
Marion
Hi Marion,
ich muss zugeben, dass ich Bischweier bisher noch nicht auf meinen Reiseplanungszettel hatte. Sry dafür 🙂 Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht schaffe ich es bei einem meiner nächsten Deutschland-Reiseblogtrips mal ins Badische und dann lasse ich mich gerne von der Schönheit Bischweiers verzaubern 🙂
Toller Blog! Weiter so!
LG,
Jan
Hi Jan,
danke für die Blumen 🙂 Freut mich dass Dir Escape from Reality gefällt. Das glaube ich gerne, dass Du Bischweier bisher noch nicht auf dem Zettel hattest, dafür ist das Dörfchen mit seinen um die 3.000 Einwohnern vermutlich auch einfach ein bißchen zu klein. Aber die Region drumherum ist echt schön. Vielleicht schafft es also mal Nord-/Mittelbaden in Deine Reiseplanung 🙂
Liebe Grüße,
Marion